Mittwoch, 5. Juni 2013

Seelenglanz – Brigitte Melzer

Schwierig, schwierig…

(Rezension vom 05. März 2012)
 
3 von 5 Sternen

Schwierig trifft genau genommen auf meine Bewertung zu, da ich im Endeffekt nicht genau einschätzen konnte, ob ich dem Buch drei oder vier Sterne gebe. Letztendlich sind es für mich nur drei Sterne geworden, wenngleich ich aber sagen muss, dass es gute drei Sterne sind. Ich hab verglichen, welche anderen Bücher ich mit vier Sternen bewertet habe, und diese haben mir im Endeffekt dann noch besser gefallen als Seelenglanz, weshalb dieses Buch dadurch den Kürzeren gezogen hat.
Ich habe jetzt schon einige Bücher von Brigitte Melzer gelesen. Was mir auffällt, ist dass man dadurch einen gewissen Standard in ihren Geschichten erkennt, den sie stetig aufrecht erhält, aber leider nicht verbessern zu können scheint. Würde ich entscheiden müssen, wäre mein bisheriger Favorit ihrer Bücher “Im Bann des Dämons”.
Ich glaube, was mich am meisten in diesem Buch gestört hat, sind viele kleine Dinge, die sich mit der Zeit in der Geschichte angehäuft haben.
Angefangen von immer wiederkehrenden Beschreibungen der “eng anliegenden” Klamotten, was sich glücklicherweise im Laufe des Buches gelegt hat. Mich stört es ja nicht, wenn de Autor zeigen will, wie eitel doch die Engel und Gefallenen sind, trotzdem bin ich der Meinung, dass man das auch subtiler und nicht so plump machen kann. Deshalb haben mich einzelne Szenen atmosphärisch manchmal sehr an den Film “Gabriel” erinnert – und die Erinnerung daran ist nicht positiv.

Eine andere Sache waren diverse kleine Gedankengänge, die einmal erwähnt wurden und dann eine ganze Weile später in sehr ähnlicher Formulierung noch einmal vorkamen, obwohl man eigentlich gedacht hatte, dass sich der Chrakter bei dieser Überlegung bereits entschieden hätte. Sie dann so viel später aber wieder zu hören, als hätte derjenige noch nicht darüber nachgedacht gehabt oder als wäre ihm der Gedanke gerade eben erst gekommen, wirkte etwas merkwürdig und unpassend.
Als drittes muss ich dann auch erwähnen, dass ich die Dialoge stellenweise sehr stereotyp fand, was mir doch hin und wieder ein Augenrollen eingebracht hat. Natürlich gab es auch Stellen im Text, Gespräche und ähnliches, die dann wiederum witzig und einfallsreich klangen. Davon hätte ich mir aber gern mehr gewünscht.
Inhaltlich betrachtet halten sich das Für und Wider die Waage. Es gibt sowohl eine Reihe Dinge, die mir gut gefallen haben, als auch eine Reihe Ereignisse, die ich als enttäuschend empfand. Allen voran die Tatsache, dass das vermeintlich Offensichtliche in Bezug auf einen bestimmten Engel, den ich jetzt nicht erwähnen möchte, tatsächlich auch eintrifft. An dieser Stelle hätte ich mir gerne eine Überraschung oder ähnliches gewünscht.
Auf der anderen Seite jedoch war ich sehr positiv überrascht von Luzifer. Er war der einzige Charakter, dessen Handlungen und Entscheidungen für mich jedes Mal unerwartet kamen.

Die beiden Hauptakteure habe ich im Grunde ziemlich schnell ins Herz geschlossen, auch wenn es selbst hier die ein oder andere Entscheidung/Handlung gab, die ich zu absurd fand, wodurch der jeweilige Charakter in dem Moment einfach unglaubwürdig herüberkam.
Die Art und Weise, wie sich Kyriel und Jules langsam angenähert haben, fand ich im Großen und Ganzen in Ordnung, auch wenn alles in relativ kurzer Zeit passiert ist. Ein bisschen mehr Tiefe in gerade dieser wichtigen Zwischenphase hätte jedoch nicht geschadet und der letztendlichen “Beziehung” mehr Bodenfestigkeit gegeben. Ebenso war es schade, dass zum Ende hin fast gar nicht mehr auf Jules’ bisheriges Leben und ihre Veränderung eingegangen wurde. Die Art und Weise, wie sie ihr Leben lang gelebt hat, verschwindet nicht über Nacht und für Jules hatte sich in so kurzer Zeit so viel verändert. Bis auf ein paar kleine Erwähnungen wird nicht mehr sonderlich drauf eingegangen und Jules wirkt größtenteils so, als würde sie das einfach so hinnehmen.
Offene Fragen bleiben größtenteils am Ende nicht, allerdings gibt es hin und wieder eine Sache, die zwar erwähnt aber leider nicht genauer erläutert wird, obwohl sie in meinen Augen wichtig erschien. Bsp.weise taucht eine gewisse Todsünde auf. An dieser Stelle hätte ich gern gewusst, warum denn diese Todsünde nicht begangen werden kann. Immerhin war die darauf basierende Tat verboten genug, sie als “Todsünde” zu bezeichnen.
Die Wandlung von Kyriels Charakter fand ich relativ gut herübergebracht, auch wenn ich den ein oder anderen späteren Gedanken seinerseits in Bezug auf Jules schon ein bisschen zu weich und emotionsgeladen für einen Mann gefunden habe (Engel hin oder her). Das Geschlecht des Autors kommt an diesen Stellen dann doch ein bisschen durch.
Was ich auch traurig fand, war dass man leider erst sehr viel später die genauen Verhältnisse zwischen ihm und seinem alten Vorgesetzen erkennt bzw ein Gefühl dafür bekommt. Anfangs geht das einfach ein bisschen unter. Und wenn wir schon von Gefühlen reden, muss ich an dieser Stelle auch sagen, dass ich für meinen Teil beim Lesen leider nicht richtig spüren konnte, dass Kyriel schon mehrere Jahrtausende lebt.
Auch Shandraziel als typischer Bösewicht bleibt der typische Bösewicht und in seiner Charakterentwicklung einfach oberflächlich. Er hat keine Ecken und Kanten, die evtl ein paar positive Aspekte von ihm preisgeben könnten, sondern spielt souverän seine “böse” Rolle. Das macht ihn ein bisschen unglaubwürdig, lebt er selbst doch auch schon seit tausenden von Jahren, hegt einen Zwist mit Kyriel, und soll diesem angeblich ebenbürtig sein.

Und trotzdem, auch wenn ich jetzt so viele negative Punkte aufgezählt habe, vergebe ich drei Sterne. Denn das Buch hat immer noch Unterhaltungswert. Die vielen kleinen Gesten zwischen Kyriel und Jules, diverse unerwartete Handlungsstränge, Ereignisse, mit denen man so nicht gerechnet hat und die ein oder andere interessante Lösung für sehr, sehr ausweglose Situationen bringen dem Buch immer noch einen gewissen Lesespass.
Fazit:
“Seelenglanz” gehört meiner Meinung nach zu den Büchern, bei denen die Urteile weit gefächert sind und bei dem man einfach nicht genau entscheiden kann, ob es einem nun gefällt oder nicht. Der eine mag diese gewissen Dinge, die mich persönlich gestört haben, der andere stimmt mir dann wiederum zu.
Die Idee zu der Geschichte ist jedenfalls sehr individuell und wer aufgrund der Beschreibung neugierig geworden ist, kann es ruhig lesen, sollte aber eher eine anspruchslose Handlung erwarten.
Der Lesespass ist aber definitiv ist da.

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