Mittwoch, 5. Juni 2013

Gebannt. Unter fremdem Himmel – Veronica Rossi

Letztendlich tatsächlich noch überrascht!

(Rezension vom 11. März 2012)
 
4 von 5 Sternen

Ich habe mir anfangs dieses Buch ausgesucht, weil mir die Zusammenfassung sehr gefallen hat und ich gerne Dystopien lese. Auch das Cover war sehr ansprechend und in meinen Augen im Gegensatz zu den amerikanischen Covern das Hübschere. Vor allem aber bemerkt man hinterher den Zusammenhang des türkisen Feuers um das “A” herum und was die Flammen darstellen sollen.
Als ich dann angefangen habe zu lesen, muss ich gestehen, war ich von den ersten 100 Seiten eher weniger angetan. Die Geschichte kam nur langsam voran und hat mich wenig gefesselt. Es gab am Anfang nur eine Szene, in der ein bisschen Spannung aufgetaucht ist, aber an dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten.
Was ich urspünglich als Wackelpunkt in meiner Bewertung angesehen hatte, hat sich schnell als positiver Punkt herausgestellt. Bereits am Anfang kann man durch den abwechselnden Sichtwechsel der beiden Hauptprotagonisten ihre unterschiedliche Lebensweise erkennen. Die Autorin schreibt beide Sichten mit authentischen Gefühlen. Anfangs hatte mich das schlicht irritiert, vor allem der männliche Part, der doch eine ganz andere Gedankenformulierung und Beschreibung der Dinge hatte.
Die Welt der “Siedler” war für mich schlicht irgendwie unerreichbar, sprich wurde ich mit ihr nicht warm. Jetzt im Nachhinein überlege ich, ob das vielleicht Absicht der Autorin war (auf jeden Fall kam sie mir trotz der Schlichtheit an sich im Ganzen mit all seinen Kleinigkeiten irgendwie überfüllt übertrieben vor und ich musste ständig an leuchtendbuntes Plastik denken). Da aber der größte Teil des Anfangs in der Welt der “Siedler” spielt, könnte das auch ein Grund gewesen sein, warum ich die ersten 100 Seiten nur schwer überwinden konnte. Schön fand ich hier dann aber wieder auch, wie die Autorin viele kleine Dinge beachtet hat, wie zB die Vorurteile beider Seiten. Ich musste auch jedes Mal die Stirn runzeln, wenn Aria etwas als nicht normal oder steinzeitähnlich bezeichnet hat, was ja selbst für uns Leser normal ist. Das waren schöne Sachen, um die Andersartikeit von Arias Welt darzustellen.
Nach und nach, als die Geschichte an Fahrt gewonnen hat, habe ich auch mehr Sympathie für die Charaktere entwickelt. Und ein Hauptgrund, warum ich dann letztendlich doch regelrecht “gebannt” war, liegt vor allem daran, dass sich der Rest der Handlung in der realen Welt/Wildnis abspielt. Damit konnte ich mich mehr identifizieren, alles war greifbarer und man hat als Leser eine Verbindung aufgebaut hab. Dazu kommt, dass das gemeinsame Interagieren der Hauptcharaktere von Seite zu Seite interessanter und spannender wurde. Vor allem, wenn man nach und nach mehr über Aria erfährt. Sie und Perry harmonieren pefekt miteinander.
Auch ist die ganze Welt mit ihren Ätherströmen, den Stämmen, den Gefahren, den “Gaben” reichlich interessant gestaltet, ohne überfüllt an Fantasyelementen zu wirken. In diesem Sinne muss ich meinen Vorrednern auch recht geben, die Dystopie an sich liest sich aber tatsächlich wie Fantasy. Allerdings ist das zur Abwechslung mal erfrischend.

Hin und wieder gab es kleine Dinge, die ich nicht ganz so nachvollziehen konnte. Bsp-weise hat Aria irgendwann in der ersten Hälfte einen Wutausbruch wegen einer Offenbarung Perrys. Auf der einen Seite fand ich es gerechtfertigt, dass sie deshalb wütend geworden ist, auf der anderen Seite konnte ich es dann doch nicht ganz so nachvollziehen. Es wirkte einfach leicht überzogen.
Was mich anfangs gestört hat, auf das ich später aber immer sehnsüchtig gewartet habe, sind die Perspektivenwechsel. Zu Beginn war ich der Auffassung, dass es besser gewesen wäre, nur aus einer Sicht zu lesen, um genau wie die Hauptakteurin die neue Welt nach und nach kennenzulernen. Generell habe ich es eigentlich lieber, wenn Bücher nur aus einer Pespektive geschrieben sind. Mir hatte dieser Wechsel einfach zu viel von “der anderen Seite” erklärt. Letzten Endes habe ich es aber willkommen geheißen, weil ich dadurch besser Anschluss zu Perrys Welt bekommen habe. Und weil es einige Verläufe gab, die man als Leser einfach wissen musste, aber nur aus Arias Sicht einfach nicht erfahren hätte können.
Schade allerdings ist, dass durch diesen Perspektivenwechsel ein bisschen der Zeitpunkt übersprungen wird, an dem aus “nicht leiden können” und “fass mich nicht an, Barbar” zwischen Aria und Perry das “mögen und mehr” wird (oder ich habe diesen Teil einfach zu schnell überlesen).

Letzten Endes ist zu sagen, dass mich dieses Buch wirklich überzeugt hat. Habe ich “Gebannt” anfangs wenig Chancen eingeräumt, so bin ich froh bzw glücklich, dass es mich doch noch so überraschen konnte. Zwar bleiben noch einige Dinge ungelöst bezüglich der gravierenden geschichtlichen Geschehnisse in der Vergangenheit, aber da hoffe ich einfach, dass das in den Folgebänden noch erklärt wird.
Manko ist jetzt eigentlich nur noch, dass der 2. Band leider erst nächstes Jahr kommt (und ich dummerweise erst hinterher gesehen habe, dass es eine Trilogie ist).

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