Nicht für jedermann, aber definitiv unterbewertet
(Rezension vom 4. August 2011)
5 von 5 Sternen
Normalerweise hätte ich im Moment kein
neues Buch angefangen, in dem es um Vampire geht. Aber der Klappentext
hat mich dann doch neugierig gemacht, und die Aussicht auf eine
Geschichte, in der die Welt von der Existenz der Vampire weiß und
dennoch normal weiterlebt (mit diversen gesetzlichen Änderungen versteht
sich), klang vielversprechend.
Wer jetzt jedoch eine normale Liebesgeschichte erwartet, in der A mit
B irgendwie zusammenkommt, obwohl sie es vielleicht nicht dürfen oder
eigentlich nicht können, der sollte dieses Buch dann doch nicht lesen.
Hier geht es vielmehr um die Veränderung einer jungen Frau, nachdem sie
von Vampiren entführt und zusammen mit einem anderen Vampir in einen
Raum gekettet wird, und entgegen ihrer Erwartung am Morgen immer noch am
Leben ist und plötzlich das “Leben” eben dieser Kreatur in ihren Händen
hält. Ich will nicht abstreiten, dass die beiden fortan ein besonderes
Band miteinander teilen, das sich durch die gesamte Geschichte zieht und
gewichtig für den Verlauf ist. Aber dennoch ist es nicht Hauptziel des
Buches, ihre Beziehung zu definieren. Es geht um vielmehr und man muss
wirklich teilweise zwischen den Zeilen lesen, um bestimmte Dinge zu
verstehen. Denn ohne das wird man am Ende nicht verstehen, warum für die
Hauptprotagonistin alles anders und doch gleich ist. Erfahrungen formen
die Person und führen zu Veränderungen.
Der Vampir selbst bleibt bis zum Schluss zu einem gewissen Grad
bedrohlich, seine Erscheinung verändert sich auch durch die Augen der
Protagonistin nicht zu etwas menschlicherem. Ihn umgibt bis zum Schluss
eine gewisse Andersartigkeit, die ihn als Vampir umso überzeugender
wirken lässt. Und was noch schöner an dieser seltsamen Beziehung der
beiden ist: SIE will IHM nicht an die Wäsche. Oder andersrum.
Die Fremdartigkeit und zugleich Vertrautheit bleibt undefinierbar.
Die Fremdartigkeit und zugleich Vertrautheit bleibt undefinierbar.
Was vielleicht nicht jedermanns Sache ist, ist der Erzählstil. Das
Buch ist in der Ich-Form geschrieben und die Hauptakteurin neigt sehr
häufig dazu, mitten in der Handlung in ihren Überlegungen abzuschweifen,
wodurch es immer wieder kleinere Unterbrechungen gibt. Dennoch für
meinen Geschmack nicht gravierend genug, es negativ anzusehen. Vielmehr
ist es so, dass man dadurch noch einen besseren Einblick sowohl in ihre
Persönlichkeit hat als auch in die Sichtweise und Beschränktheit der
meisten Menschen in dieser ungewöhnlichen Welt. Ihre Gedankengänge sind
keine runtergeratterten, stereotypen Beschreibungen der Umgebung,
sondern Überlegungen, wie man selbst sie in fast jeder erdenklichen oder
ähnlichen Situationen führen würde. Und dass sie hin und wieder den
Leser direkt anspricht, verschafft dem Ganzen das Bild, dass sie sowohl
sich selbst als auch dem Leser ihre Geschichte erzählt.
Was auch sehr ungewöhlich ist und womit man im ersten Moment
vielleicht ein wenig überrumpelt wird, ist die Tatsache, dass es in
dieser Welt nicht nur Vampire gibt, deren Existenz laut Gesetz schlicht
und ergreifend “illegal” ist, sondern auch andere Wesen wie Dämonen,
Ghule, Feen und Magietreibende. Wer jetzt aber auf einen bunt
zusammengewürfelten Haufen merkwürdiger Kreaturen schließt, irrt sich.
Denn im Grunde ist das Aussehen bei allen Wesen menschlich (abgesehen
von etwaigen klitzekleinen Änderungen in der Aura oder den Bewegungen,
die einem evtl verraten könnten, dass es sich nicht um einen Menschen
handelt), nur ihr Blut und die damit verbundenen
Eigenschaften/Fähigkeiten anders.
Die Existenz dieser Wesen nimmt in dem Buch allerdings keinen großen Platz ein, sondern wird lediglich hin und wieder erwähnt, so wie die Menschen einfach mit dem Wissen leben, dass es sie irgendwo gibt, ohne vielleicht zu ahnen, sogar mit einem von ihnen befreundet oder gar mehr zu sein. Hauptaugenmerk ist immer noch der Kampf zwischen Mensch und Vampir.
Worum es in dieser Hinsicht auch vielmehr geht, ist die Erkenntnis, dass sich auch in dieser Welt der Mensch mal wieder über allen anderen stellt und dass alle anderen Wesen minderwertig sind, demnach schlechtere Karrierechancen haben und allgemein ein viel geprägteres Leben durch unbegründete Anfeindungen führen müssen. Und dabei verliert die Menschheit ganz aus den Augen, dass es unter ihnen bereits eine größere Rassenvermischung gibt, als sie womöglich ahnen.
Während diese Kreaturen also als minderwertig abgestempelt werden, ist das Leben als Vampir schlicht und ergreifend illegal, wodurch die Existenz dieser gesamten Rasse demnach als Feind anerkannt wird, begründet auf Legenden und über die Jahrhunderte manifestierte Ängste, ohne dabei in Erwägung zu ziehen, dass es auch unter ihnen Gut und Böse geben könnte.
Die Existenz dieser Wesen nimmt in dem Buch allerdings keinen großen Platz ein, sondern wird lediglich hin und wieder erwähnt, so wie die Menschen einfach mit dem Wissen leben, dass es sie irgendwo gibt, ohne vielleicht zu ahnen, sogar mit einem von ihnen befreundet oder gar mehr zu sein. Hauptaugenmerk ist immer noch der Kampf zwischen Mensch und Vampir.
Worum es in dieser Hinsicht auch vielmehr geht, ist die Erkenntnis, dass sich auch in dieser Welt der Mensch mal wieder über allen anderen stellt und dass alle anderen Wesen minderwertig sind, demnach schlechtere Karrierechancen haben und allgemein ein viel geprägteres Leben durch unbegründete Anfeindungen führen müssen. Und dabei verliert die Menschheit ganz aus den Augen, dass es unter ihnen bereits eine größere Rassenvermischung gibt, als sie womöglich ahnen.
Während diese Kreaturen also als minderwertig abgestempelt werden, ist das Leben als Vampir schlicht und ergreifend illegal, wodurch die Existenz dieser gesamten Rasse demnach als Feind anerkannt wird, begründet auf Legenden und über die Jahrhunderte manifestierte Ängste, ohne dabei in Erwägung zu ziehen, dass es auch unter ihnen Gut und Böse geben könnte.
Ein Buch, das man auf keinen Fall mit Twilight vergleichen kann, bei
dem man wirklich zwischen den Zeilen lesen muss und das aufgrund der
Erzählweise vielleicht nicht für jedermann geeignet ist, da all die
abschweifenden Gedankengänge für einige wirklich so wirken, als würde
die Autorin nicht auf den Punkt kommen, für mich persönlich aber wichtig
sind, um sich in die Welt zu fühlen. Denn diese machen das Buch erst
lebendig.
PS: Was mir auch sehr gefallen hat: Die Autorin nimmt auch kein Blatt
vor den Mund. Die Protagonistin ist keine Jungfrau mehr, und wenn ein
menschliches Bedürfnis ruft, dann wird das auch nicht irgendwie
verschönigt oder umschrieben.
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