Erwartungen und Vorfreude vollends erfüllt
(Rezension vom 11. Juli 2011)
5 von 5 Sternen
Ich hab mich wirklich sehr auf dieses Buch
gefreut und konnte es eigentlich kaum abwarten, mit dem Lesen
anzufangen. Normalerweise ist es aber so, dass wenn ich mich zu sehr auf
etwas freue, ich meist enttäuscht werde. Und das war seit einer
Ewigkeit endlich mal wieder NICHT so. Ich hab ein Rundum-Zufrieden-Paket
bekommen.
‘Der Kuss des Kjer’ ist nach langer Zeit mal wieder ein Buch, bei dem
ich die letzte Seite zuschlage und mir wünsche, es würde noch einen
weiteren Teil geben, irgendetwas, das mir verrät, wie das Ganze
weitergehen wird. Ein völlig zufriedenstellendes Ende und ein Buch, das
einem noch Stunden, Tage, wenn nicht sogar noch Wochen in den Gedanken
hängt, weil die Geschichte einen einfach nicht loslässt. Jedenfalls
mich. Ich war vollkommen versunken in der Welt der beiden
Hauptprotagonisten, konnte mit ihnen mitfühlen, hab mit gefiebert,
wollte den Bösewichten selbst an den Kragen, Missverständnisse klären,
Gerechtigkeit walten lassen.
Je mehr man liest, desto ungeduldiger wird man und am Ende ist man
dann soweit, dass man selbst einen so starken Drang hat, in das
Geschehen einzugreifen, damit all die gesponnenen Intrigen ans Licht
gezehrt werden, jeder zu seinem Recht kommt und alles gut wird.
Drei Tage hab ich für diesen 600-Seiten-Wälzer gebraucht, und hätte
ich zwischendurch nicht arbeiten müssen, hätte ich vermutlich Tag und
Nacht gelesen. Mir fiel es wirklich schwer, das Buch zwischendrin
zuzuklappen und erst Stunden später wieder mehr erfahren zu können. Für
mich war die Story ein richtiger Pageturner, der mich mit jeder neuen
Szene ungeduldiger gemacht hat.
Es gab hin und wieder die ein oder andere Szene, die für den Verlauf
und für das Wissen des Lesers wichtig waren, einen aber trotzdem ein
bisschen genervt haben, weil gerade dann die vorherige Szene einen
kleinen Cliffhanger hatte, und man eigentlich nur lesen wollte, wie
DIESE Szene weitergeht. Glücklicherweise waren aber solche kleinen
Unterbrechungen meist nicht sonderlich lang, sodass man sie hastig lesen
konnte, um dann gleich darauf wieder an den vorherigen Cliff anknöpfen
zu können.
Die Geschichte um Lijanas und dem Kjer, der sie nur entführen sollte,
weil sein König ihre Heilkräfte benötigt, braucht auch am Anfang nicht
lang, steigt fast sofort in das Geschehen ein und doch kommt es einem so
vor, als wäre man bei der Reise des Kjer zurück in sein Land die ganze
Zeit dabei und würde selbst miterleben, wie lang die Zeit eigentlich
vergeht.
Die Entwicklung der Gefühle der beiden wirkt weder gehetzt noch an
den Haaren herbeigezogen, sondern nachvollziehbar. Nach und nach
entsteht zwischen den beiden eine Zuneigung, die sie beiderseits durch
ihren Verstand immer wieder abstreiten.
Die Geschichte, die einen einfach nicht loslässt, überrascht inmitten
des Geschehens immer wieder mit kleinen Enthüllungen, die zwar vorher
schon immer angedeutet wurden, die einem aber dann doch wieder mit
großen Augen dasitzen lässt, weil man zu dem Zeitpunkt einfach nicht
mehr daran gedacht hat. Hinweise sind so dezent gesetzt, dass man nicht
mal in Erwägung zieht, dass es mehr bedeuten könnte. Oder man dann
wieder auf eine falsche Fährte gelockt, nur um an Ende zu erfahren, dass
es doch eigentlich ganz anders ist.
Und dann werden wieder Dinge erwähnt, von denen man glaubt, sie seien
wichtig für den weiteren Verlauf, und dann stellt man am Ende fest,
dass dem nicht so war.
Anfangs hatte ich mir Sorgen gemacht, dass die Figur um Lijanas zu
flach erscheint, weil man erst nichts über sie erfährt. Doch das ändert
sich in dem Moment, in dem ihre Vergangenheit ans Licht kommt. Ihr
Charakter ist greifbarer, wo sie vorher doch einfach nur die störrische,
hartnäckige Heilerin war. Den Kjer hingegen, kann man bereits nach den
ersten Seiten verstehen bzw sympathisch finden, trotz der Tatsache, dass
er eben der Entführer ist. Über ihn erfährt man eigentlich ziemlich
rasch immer wieder nach und nach kleine Einzelheiten, die seine Figur zu
einem Ganzen formen.
Die einzige Sache, bei der ich hin und wieder Schwierigkeiten hatte
mir gedanklich vorzustellen, waren einige Beschreibungen der Umgebungen.
Aber vielleicht hab ich in dieser Sorte Fantasy auch einfach noch zu
wenig gelesen.
Fazit: Ein Buch, das ich wirklich jedem Fantasy-Liebhaber ans Herz
lege. Ich selbst werde wahrscheinlich nicht anders können, als es in ein
paar Wochen wieder in die Hand zu nehmen, einfach um noch einmal in die
Welt von Lijanas und ihrem Kjer einzutauchen.
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